Flüssigen Kraftstoff tanken und Strom laden unterscheidet sich grundsätzlich und sorgt leider für viele Missverständnisse. Das Laden kann langsam oder schnell gehen, günstig oder teuer sein. Auf den ersten Blick verwirrend, muss es aber nicht sein.
Während man ein Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor an eine Tankstelle navigieren muss, um den Kraftstoff aufzunehmen, so wird das Elektroauto allermeistens dann geladen, wenn es auf einem Parkplatz steht und nicht genutzt wird. Denn, das durchschnittliche Schweizer Auto steht pro Tag mehr als 23 Stunden ungenutzt herum. Mehr als genug Zeit, um langsam und Batterie-schonend zu laden.
Laden daheim – Sicherheit in vielen Belangen
Die allermeisten Ladungen werden zu Hause durchgeführt. Das ist sehr bequem, das Elektroauto parkieren, an die eigene Wallbox anstecken und schlafen gehen. Am nächsten Morgen ist die Batterie voll und bereit für die Ausfahrt. Aber es ist nicht nur bequem, sondern auch die günstigste Art ein Elektroauto zu laden. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 21 Rappen pro Kilowattstunde kostet die Ladung der Batterien beim MINI Electric, bei einer Nennkapazität von 28,9 kWh gerade einmal 6 Franken und 7 Rappen. Das ist ein Bruchteil von dem, was das Benzin kostet, um in einem vergleichbaren Verbrenner die gleiche Strecke zurückzulegen.
Preislich ist man natürlich an den regionalen Stromanbieter gebunden und da können die Tarife sehr unterschiedlich sein. Am günstigsten ist es für die Bewohner:innen in Zwischenbergen. Da kostet die Kilowattstunde 8,19 Rappen. Weniger Glück haben die Strombezieher:innen in Basel, Riehen und Bettingen. Da kostet die Kilowattstunde Strom satte 28,41 Rappen. Mittlerweile gibt es auch nicht mehr bei allen Stromanbietern einen Hoch- und Niedertarif, sondern der Strom wird zu einem Einheitstarif abgegeben.
Eigener Solarstrom ist umweltfreundlich und günstig
Hat man aber die Möglichkeit im Eigenheim auch noch eine Photovoltaikanlage zu installieren, so wird es gleich doppelt interessant. Man lädt das Auto gewissermassen kostenlos, hat garantiert umweltfreundlichen Strom und amortisiert die Investitionskosten in die Solaranlage wesentlich schneller dank des hohen Eigenverbrauchs vom Solarstrom. In meinem konkreten Fall ist es sogar so, dass wir unsere zwei Elektroautos von Februar bis Oktober ausschliesslich mit eigenem Solarstrom laden konnten.
Laden unterwegs – Leider (noch) fehlende Preistransparenz
Wer unterwegs lädt, dem fehlt die Ladeinfrastruktur daheim, oder fährt am Tag mehr als 500 Kilometer. Die Art der Abrechnung wird hier aber etwas komplexer. Während man daheim einfach nur die bezogene Energie bezahlt, gibt es bei den öffentlichen Ladestationen unterschiedliche Abrechnungsmodelle mit, je nach Anbieter, unterschiedlichen Tarifen. Es kann wie folgt abgerechnet werden:
- Zeit – unabhängig von der geladenen Energie wird die Zeit verrechnet, in der das Auto mit der Ladestation verbunden ist. Hier sollten Plug-in-Hybrid genau auf die Uhr schauen, sonst bezahlt man sehr viel für eine kleine Batterie-Ladung.
- Energie – die Lademenge in kWh wird in Rechnung gestellt. Ein faires Abrechnungsmodell, aber natürlich ärgerlich, wenn bereits vollgeladene E-Autos dann die Ladestation weiter blockieren.
- Zeit/Energie – Zeit und kWh können auch in Kombination voneinander abgerechnet werden. Eine wohl sinnvolle Abrechnung, um dafür zu sorgen, dass Elektroautofahrer:innen die Ladestationen nicht zu lange blockieren.
Abgesehen von der Art der Abrechnung, kommt auch noch der Aspekt der Ladegeschwindigkeit dazu:
Langsames respektive normales Laden unterwegs mit Typ 2 (AC)
Beim Laden mit Wechselstrom (AC) kann man normalerweise von einer Leistung von 11 bis 22 kW ausgehen. Diese Art der Ladung steht bei Parkplätzen zur Verfügung, bei der man nicht auf eine schnelle Ladeleistung angewiesen ist, weil man dort das Auto länger stehen lässt. Beispielsweise beim Arbeitgeber, im Parkhaus, beim Einkauf oder vor dem Restaurant. Beim AC-Laden mit dem Typ 2 Stecker werden je nach Anbieter von 24 bis 45 Rappen pro Kilowattstunde fällig. Dazu kann noch eine zeitliche Gebühr hinzukommen, von zwei bis fünf Rappen pro Minute.
Schnelles Laden unterwegs mit CCS (DC)
Wer mit Gleichstrom (DC) lädt, hat die Batterien wesentlich schneller voll, denn hier wird mit 50 bis 350 Kilowatt Leistung geladen. Solche Ladestationen gibt weniger in der Schweiz und findet man eher bei Raststätten und anderen wichtigen, respektive viel befahrenen Verkehrsknoten. Für die DC-Ladung kommt meist ein CSS-Stecker zum Einsatz. Weil die Investitionskosten für die Infrastruktur des Energielieferanten bei einem stärkeren Anschluss höher sind, fällt auch der Tarif für Schnellladen wesentlich höher aus. Hier bezahlt man je nach Anbieter 30 Rappen bis einen Franken pro geladenen Kilowattstunde. Auch hier kommt noch eine zeitliche Gebühr von 30 bis 50 Rappen pro Minute dazu. Und dennoch, ist selbst das Laden mit einem Schnelllader kostengünstiger als für die gleiche Strecke Benzin in den Tank zu schütten…
Unübersichtliche Tarife und viele Registrationen
Damit man all die öffentlichen Ladestationen nutzen kann, muss man sich oft beim entsprechenden Anbieter registrieren. Daraufhin kann man per App oder NFC-Karte die Ladestation freischalten. Das hilft nicht gerade, den Elektroautofahrer:innen den Zugang zu den Ladestationen zu vereinfachen. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Stationen bei denen am bequem per TWINT oder einer Kreditkarte, ohne Registrationen bezahlen kann.
Weiter gibt es Angebote, bei denen man sich nur bei einem Anbieter registrieren kann und damit Zugriff auf diverse andere Anbieter bekommt. Hier kann man sicher MINI Charging aufzählen. Nach der Registration erhält man direkt Zugriff auf tausende von Ladestationen und bezahlt einfach die gängigen, aber eben sehr unterschiedlichen Tarife. Oder man bezahlt weniger als 5 Franken Gebühr im Monat und kann dafür dieselben Ladestationen zum einheitlichen Grundtarif von 49 Rappen für AC und 60 Rappen für DC-Ladungen. Eine zeitliche Gebühr kommt beim AC erst nach 240 Minuten hinzu, bei DC nach 90 Minuten. Besonders nützlich, wenn man öfters auf öffentliche Ladestationen angewiesen ist. Solche Anbieter-Übergreifende-Angebote machen den Lade-Dschungel wesentlich einfacher und nur noch selten muss man dann noch zusätzliche Registrationen tätigen.
Grünen oder grauen Strom laden?
Die Schweiz hat viel grünen Strom, dennoch kann man als Elektroautofahrer:in nicht immer wählen, ob man bewusst grünen oder grauen Strom beziehen möchte. Im Eigenheim ist das möglich, in dem man sich für einen etwas teureren Tarif entscheidet und damit bewusst in die Renaturierung von Flussläufen oder den Ausbau erneuerbarer Energie investiert.
Dennoch spielt es weniger eine Rolle, ob man grünen oder grauen Strom lädt. Leider hat sich die Falschinformation in der Bevölkerung fest verankert, wonach ein Elektroauto ist dann umweltfreundlich ist, wenn es ausschliesslich mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen wird. Eine Mär, welche jüngst von der Yale University einmal mehr widerlegt wurde. Sogar beim Kilometer null ist das Elektroauto bereits nachhaltiger gebaut als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Dass das fördern, transportieren, raffinieren und wieder transportieren von Kraftstoffen wesentlich umweltbelastender ist als Graustrom, dafür braucht es nicht einmal eine komplexe Berechnung.
Wie lädst du? Daheim oder unterwegs? Ist es dir wichtig, woher der Strom kommt?