Ist die Elektromobilität wirklich schuld am Niedergang der europäischen Automobilindustrie? Diese Frage wird heiss diskutiert – doch die Antwort ist komplexer, als viele glauben. Es gibt jedoch einige zentrale Aspekte, die einen tieferen Blick wert sind.

Europas Autobauer im Strukturwandel

Keine Frage, die deutschen Autobauer können etwas richtig gut: Verbrennermotoren bauen. Aber genau das ist in Zukunft nicht mehr gefragt. Elektromotoren sind viel einfacher zu bauen und die Schlüsseltechnologie bei E-Fahrzeugen ist die Batterie, und da ist China den restlichen Ländern weit voraus. Viel zu lange haben andere Marken sich auf die chinesische Entwicklung verlassen, ohne eigenes Know-how aufzubauen. Im Gegenteil, man hat die eigene Auto-Expertise nach China verkauft und verschenkt und das Wissen wurde dort gerne entgegengenommen und genutzt. Das kommt nun in Form von BYD, Nio oder Denza zurück nach Europa. Deutschland hat den Vorsprung durch Technik verloren und China ist neu der globale Technologieführer geworden.

Zulange hat man geglaubt, dass es viel zu kompliziert sei, dass Neueinsteiger ein eigenes Auto auf den Markt bringen können. Tesla hat man lange belächelt und sich über Spaltmasse lustig gemacht, ebenso bei den chinesischen Herstellern. Mittlerweile können selbst Handy-Hersteller wie Xiaomi beeindruckende Elektroautos auf den Markt bringen, welche es mit europäischen Fahrzeugen locker aufnehmen können. War es Hochmut oder Trägheit, auf die neue Situation zu reagieren?

China dominiert durch Subventionen

Warum konnte China in so kurzer Zeit zum weltweit grössten Auto-Exporteur aufsteigen? Die Antwort liegt in massiven staatlichen Subventionen und einer klaren Strategie. Während die chinesische Regierung ihre Autoindustrie konsequent fördert, sind europäische Förderprogramme oft halbherzig oder werden, wie der Umweltbonus in Deutschland, plötzlich gestrichen.

Chinas umfassende und vielfältige Fördermassnahmen, die sowohl direkte Subventionen als auch steuerliche Anreize und indirekte Unterstützungen umfassen, haben massgeblich dazu beigetragen, das Land zum weltweit grössten Markt und Produzenten für Elektrofahrzeuge zu machen.

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Diese Strategie hat China bereits in der Solarindustrie angewandt: Durch massive Förderung hat das Land den Weltmarkt erobert und viele internationale Wettbewerber aus dem Geschäft gedrängt. Die Frage ist: Schafft es Europa, rechtzeitig zu reagieren, oder wird China auch in der Automobilindustrie den globalen Ton angeben? Der Schlüssel liegt darin, dass europäische Marken den Wandel akzeptieren und ihre Strategien schnell anpassen.

Verbrenner oder Elektroauto: Was wollen die Kunden wirklich?

Im deutschsprachigen Raum gibt es noch Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität – oft basierend auf veralteten Fakten, Halbwahrheiten oder Falschmeldungen. Weltweit steigt die Nachfrage nach Elektromobilität. Was hingegen sinkt, ist die Nachfrage nach Diesel- und Benzin-Fahrzeugen, auch in Europa.

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Es gibt definitiv noch ein paar Herausforderungen, wie der Ausbau der Schnellader an den Hauptverkehrsachsen, der Ausbau von Ladestationen an Parkplätzen, das Recht auf Laden im Mitverhältnis und auch eine transparente und einfache Abrechnung der Ladevorgänge. Aber daran wird gearbeitet und Verbesserungen sind täglich zu sehen.

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Elektromobilität: Die unausweichliche Zukunft

Die Elektromobilität ist nicht das Problem, sondern die Lösung! Und zwar auf verschiedene Fragen. Es gibt kaum eine energieeffizientere Art der Fortbewegung als mit einer Batterie und Elektromotor. Auch die Unabhängigkeit von Öl kann endlich nahezu gestoppt werden. Natürlich gibt es andere Ressourcen, welche benötigt werden, wie Kobalt, Lithium etc. Das Schöne daran ist aber, dass man grosse Mengen davon recyceln kann. Mit der Investition in eine Kreislaufwirtschaft ist man immer weniger auf die Gewinnung dieser Ressourcen angewiesen, sondern kann bereits verwendete wieder neu aufbereiten und in neueren, noch effizienteren Anwendungen einsetzen.

Könnte eine grössere Menge an Elektrofahrzeugen während der Standzeit an einer Wallbox angeschlossen sein, würde das auch dem Stromnetz helfen. Denn bald werden Elektrofahrzeuge nicht nur Strom beziehen, sondern auch wieder abgeben können. In das Netz, um Schwankungen auszugleichen, oder in das Eigenheim, um unter anderem stationäre Batterien zu ersetzen.

Mein Fazit zur Frage: Ist die Elektromobilität schuld am Untergang der europäischen Automobilindustrie?

Die Elektromobilität ist nicht direkt für den potenziellen Untergang der europäischen Automobilindustrie verantwortlich. Sie ist vielmehr ein Katalysator für einen tiefgreifenden Wandel, der sowohl Risiken als auch Chancen birgt. Und selbstverständlich habe ich die grosse Hoffnung, dass nun alle Akteure erwacht sind und bereit sind, die notwendigen Schritte zu gehen. Entscheidend wird sein, wie flexibel und innovativ die europäischen Hersteller auf diese Transformation reagieren und ob sie in der Lage sind, in Schlüsseltechnologien wie Batterien oder Software zu investieren. Der Erfolg hängt auch von einer klugen Industriepolitik ab, die heimische Unternehmen unterstützt, ohne dabei den globalen Wettbewerb aus den Augen zu verlieren.

Was denkst du über die Zukunft der Automobilindustrie und den Wandel hin zur Elektromobilität? Teile deine Meinung in den Kommentaren oder leite den Artikel an andere weiter, die sich für dieses wichtige Thema interessieren!