Kann das Auto mehr als uns von A nach B zu bringen?
Das Auto ist der Inbegriff von Freiheit. Dank ihm können wir uns jederzeit an (fast) jeden beliebigen Ort begeben. Aber davon abgesehen, kann es nicht noch andere Aufgaben übernehmen?
Sosehr wir unsere Autos und die Freiheit lieben, so können sie auch stören. Die meiste Zeit steht ein Auto nur herum, im Schnitt nämlich 23 Stunden am Tag. Das kostet Geld, weil man den heimischen Parkplatz mieten muss und am Ankunftsort, sei es bei der Arbeit, beim Einkaufen oder am Ausflugsziel, wieder Parkgebühren bezahlen muss. Kann das Auto nicht viel mehr in den Alltag, in die Arbeit oder in die Architektur, bzw. Infrastruktur eingebunden werden?
Elektroautos können schon bald mehr
Eine Veränderung für Autos steht schon an. In Kürze gibt es für Elektroautos das bidirektionale Laden. Damit konsumiert das Elektroauto nicht nur Strom, sondern kann diesen auch wieder an das Gebäude oder das Netz abgeben. Damit wird das E-Auto zur fahrenden Batterie, ermöglicht neue Strom-Transportwege ohne Leitungen und wird so ein Teil der Gebäudetechnik, bzw. Infrastruktur. Damit kann das Elektroauto schon mal wesentlich mehr als uns "nur" Personen von A nach B zu bringen. Aber damit nicht genug, es gibt weitere Ideen.
Werden Autos in das Gebäude integriert?
Ein Camper beispielsweise ist ja quasi ein Haus auf vier Räder. Könnte ein Auto allgemeine nicht auch mehr zu unseren Häusern und Büros beitragen? Muss ein Auto nutzlos in der Garage stehen und unnötig Platz in Anspruch nehmen, ohne dass dieser Raum sinnvoll genutzt werden könnte?
Diese Frage stellt sich auch die kreativen Köpfe bei BMW Design Works und starteten zusammen mit den Architekten bei Gensler das Projekt Architecture x Mobility. Gemeinsam macht man sich Gedanken über die Städte von morgen, welche Veränderungen bringt die Mobilität in die Stadt und wie können Architektur und Mobilität einander unterstützen? Im Mai durfte ich die Design Works Sudios in München besuchen und mir das Konzept, bzw. die Ideen vorstellen lassen. Dabei sind ein paar spannende Gedanken entstanden, welche mich nicht mehr loslassen.
Was kann man mit einer Fläche von 3'325'000 Quadratmeter machen?
Ein erster Gedanke war, wenn nun die Elektromobilität kommt, was passiert mit den Tankstellen, bzw. deren Flächen? In der Schweiz haben wir rund 3'325 Tankstellen an den jeweils bestfrequentierten Stellen in allen Orten. Jede Tankstelle dürfte im Schnitt eine Fläche von 1'000 Quadratmeter besetzen. Bräuchte man diese nicht mehr, könnte man tolle Begegnungsorte schaffen.
Büro und Parkhaus kombinieren?
Ein ähnlicher Gedanke gilt auch bei Parkhäusern und Bürogebäuden. Die Menschen fahren mit ihren Autos in die Stadt. In dem einen Gebäude werden die Autos geparkt und in einem anderen Gebäude arbeiten die Menschen. Was, wenn das Auto quasi als persönliches Einzelbüro genutzt werden kann und man mit dem Auto in einen Work- und Meetingspace fahren kann?
Dieser Gedanke zeigt sich auch eindrücklich beim Concept-Car MINI Vision Urbanaut. Dieses Van-Fahrzeug ist ähnlich wie ein Wohnzimmer konzipiert. Alle Elemente für das Steuern des Fahrzeugs können eingefahren werden und aus dem Fahrzeug wird ein Wohnbereich, Meetingroom oder Büro. Ganz besonders während Corona habe ich mir vorgestellt, wie man mit dem Urbanaut in die Natur fährt, die Seitentür und Frontscheibe öffnet, sich auf der Rückbank mit dem Notebook einrichtet und arbeitet. Würden das mehrere Mitarbeitende an einem definierten Ort tun, so wäre es eine Anreihung von Büroräumlichkeiten mit der Möglichkeit, sich dennoch persönlich auszutauschen. Unabhängig von einem Gebäude.
Ein Auto gibt uns die Freiheit von zeitlicher und örtlicher Flexibilität, uns von A nach B zu bewegen, mit mehr oder weniger Komfort. Jedoch, während der meisten Zeit, wenn das Fahrzeug nicht genutzt wird, steht es uns eigentlich im Weg und nimmt uns viel Lebensraum weg.
Es gibt richtig tolle Ideen, wie Fahrzeuge besser in Städte und Gebäude integriert werden können als heute. Die Herausforderung ist aber, dass sich Städteplaner, Architekten und Fahrzeug-Bauer von einer gemeinsamen Vision leiten lassen. Immerhin, das bidirektionale Laden mit Elektroautos ist auf dem Vormarsch und vielleicht macht der MINI Vision Urbanaut den nächsten Schritt?
Wie gefällt dir die Vision von der Kombination von Infrastruktur, Architektur und Mobilität? Hast du noch weitere Ideen?