In vielen Gesprächen rund um die Mobilitätswende wird mir von Personen, welche die Elektromobilität ablehnen, immer wieder gesagt, dass ohnehin Wasserstoff-Autos die Zukunft sein werden. Ist das so? Woher kommt diese Hoffnung auf eine andere Lösung als Elektroautos?

Die meisten Automarken dieser Welt haben sich inzwischen für die Elektromobilität als Antrieb für die Zukunft entschieden. Nur noch ganz wenige Marken lassen offen, welcher Antrieb in Zukunft weiterentwickelt werden soll. So etwa die Marken BMW oder Toyota. Beide Autohersteller haben neben Elektromobilität weiterhin Verbrenner im Angebot, aber experimentieren auch mit Wasserstoff. Aber woher kommt die Hoffnung auf Wasserstoff-Autos?

Mehr Reichweite ohne Verhaltensänderung

Es fällt mir auf, dass einige Autofahrende schlecht einschätzen können, wie viele Kilometer sie am Tag oder in der Woche tatsächlich zurücklegen und besinnen sich dann vorwiegend auf die aussergewöhnlichen Ereignisse wie: «Einmal im Jahr fahre ich 1‘000 Kilometer durch Europa in den Urlaub». Da reichen 400 bis 500 Kilometer Reichweite mit dem Elektroauto nicht. Die Hoffnung derjenigen ist, dass ein Wasserstoff-Auto mit ähnlichen Reichweiten wie die Verbrenner-Fahrzeuge kommen und vor allem, dass man das ähnlich einfach und schnell tanken kann.

Es bräuchte keine Veränderung im Verhalten, alle Tankstellen könnten zu Wasserstofftankstellen umgebaut werden und gut ist. Lediglich den Technologiewechsel im Fahrzeug und schon ist man CO₂-neutral, alles andere bleibt, wie man es kennt.

Wasserstoff braucht viel Energie, sehr viel Energie

Ein weiterer Grund für die Hoffnung könnte sein, dass sich viele Menschen gar nicht bewusst sind, woher Wasserstoff kommt, wie es hergestellt wird und was das an Energieaufwand bedeutet. Spätestens, wenn man sich die Energieeffizienz eines Wasserstoff-Autos genauer anschaut, sollte man skeptisch werden.

Ein kleines Beispiel dazu. Ein Personenwagen benötigt 1 bis 1,3 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer. Für ein Kilogramm Wasserstoff braucht man 10 Liter Reinstwasser, für dessen Herstellung wird, je nach Wasserquelle, ca. 12 bis 30 Liter benötigt. Für die Elektrolyse benötigt man ca. 40 kWh Strom. Noch nicht eingerechnet ist der Energieaufwand, um den Wasserstoff auf das Tankstellen-Netzwerk zu verteilen und den Betrieb der Tankstellen zu unterstützen.

Für 100 Kilometer Reichweite werden also 40 bis 52 kWh Strom benötigt. Im Vergleich dazu legt man dieser Energiemenge in einem Elektroauto 200 bis 350 Kilometer zurück! Wenn ich mir jeweils anhören muss, dass wir nicht genügend Energie hätten, um alle Autos auf Elektroantrieb umzustellen, dann haben wir erst recht nicht genug Energie für Wasserstoff! Und wie erwähnt, der Energieaufwand für die Produktion und Lagerung ist hier nicht eingerechnet. Ebenso nicht die Frage, woher kommt das Wasser? Klar, das Meer wäre eine Möglichkeit, aber auch da muss noch eine Entsalzungsanlage vorgeschaltet werden. Noch mehr Aufwand, noch mehr Energie und weitere Transportwege.

Wer auch immer für Wasserstoff einsteht, der müsste aktuell an vorderster Front für den Ausbau der erneuerbaren Energien sein. Nur diese Art von Stromerzeugung kann schnell genug aufgebaut werden, um mehr Stromkapazitäten aufzubauen!

Warum setzt man die Hoffnung, in eine teure und energieineffiziente Lösung? Warum sieht man nicht die rasante weltweite Entwicklung der Elektromobilität? Warum sieht man nicht die Chance nach Energieunabhängigkeit, nach der Möglichkeit von inländischer Wertschöpfung und Kreislaufwirtschaft? Warum streben gewisse Personen derart nach wirtschaftlicher Abhängigkeit?

Vielleicht schafft es die Forschung einmal, die Herstellung, Lagerung und Nutzung von Wasserstoff viel, viel effizienter zu machen. Vielleicht in 20, oder 30 Jahren? Bis dahin schlage ich vor, nutzen wir doch den einfachsten und effizientesten Antrieb, den wir haben: Die Elektromobilität.