Wir sind mitten in einem wahren Sturm von Veränderungen: Augmented- und Virtual-Reality oder die Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende, um nur ein paar interessante Veränderungen zu nennen. Insbesondere bei den Energiethemen, spüre ich diese Ängste, welche sich in Verweigerung und Verleugnung widerspiegeln.
Diese Ablehnung gegenüber Neuem gibt es nicht erst seit der Elektromobilität oder den erneuerbaren Energien. Es gibt einige Schlüsselfaktoren, welche die Ablehnung begünstigen.
Meist geht es um die Gewohnheit und Komfortzone. Menschen neigen dazu, an dem festzuhalten, was ihnen vertraut ist. Veränderungen erfordern Anpassungen, die als unbequem oder sogar bedrohlich empfunden werden können. Man müsste sich aus der Komfortzone bewegen, was einige als nicht notwendig empfingen.
Aber auch wirtschaftliche Bedenken können ein Auslöser sein. Die Anfangsinvestitionen für Technologien wie Elektromobilität und Photovoltaik können beträchtlich sein. Ausserdem befürchten manche Menschen, dass der Übergang zu neuen Technologien Arbeitsplätze in traditionellen Industrien gefährden könnte.
Und das bringt uns auch schon zum nächsten Faktor, der Mangel an Information und Verständnis. Einige Leute lehnen neue Technologien ab, weil sie nicht ausreichend über ihre Vorteile und Funktionsweisen informiert sind. Gezielte Falschinformationen und Mythen können diese Haltung verstärken und machen teilweise resistent gegenüber Fakten. Sind einige der Menschen genug lange mit Fake-News versorgt worden, steigt auch das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und Technologie. Ein gewisses Mass an Skepsis gegenüber neuen Technologien ist normal, kann aber in einigen Fällen zu einer grundsätzlichen Ablehnung führen, insbesondere wenn Misstrauen gegenüber Experten und wissenschaftlichen Institutionen besteht.
Wie erwähnt, ist das alles aber nicht neu und es gibt bereits zahlreiche Modelle, welche das untersucht haben. Es gibt etwa das Modell der Veränderung, abgeleitet von den Sterbephasen, entwickelt von Elisabeth Kübler-Ross, um das Verhalten von sterbenden Patientinnen und Patienten besser zu verstehen.
Zuerst setzt der Schock, dass man selbst von einer Veränderung betroffen sein wird. Um sich selbst zu schützen und nicht die Komfortzone verlassen zu müssen, beginnt die Phase der Verleugnung. In dieser Phase wollen Menschen die Veränderung nicht wahrhaben oder akzeptieren, weil sie aus ihrer Sicht negative Auswirkungen hat. Wenn die Personen dann merken, dass die Veränderung dennoch näher kommt, beginnt der Widerstand. Hier beginnen Individuen aktiv gegen die Veränderung anzukämpfen, oft indem sie auf Altbewährtes zurückgreifen, weil es Sicherheit bietet. So erleben wir jetzt beispielsweise, dass Menschen von der Politik verlangt, dass auch nach 2035 noch Fahrzeuge mit Verbrennermotoren zugelassen werden sollen. Oder im Hinblick auf Energie, haben einige Menschen den Wunsch, dass man wieder vermehrt auf Atomstrom setzen sollte. Danach folgt die Exploration. In dieser Phase beginnen die Betroffenen, sich mit der Veränderung auseinanderzusetzen und Möglichkeiten zu erkunden, wie sie sich anpassen können. Und schlussendlich kommt die Akzeptanz. Die Individuen akzeptieren die Veränderung und beginnen, sich in der neuen Realität zurechtzufinden.
Je nach dem Land und ob es um die Mobilitätswende, die Wärmewende oder Energiewende geht, befinden wir uns zwischen Verleugnung und Widerstand. Noch immer kursieren viele Falschinformationen, teilweise veraltete Informationen, welche längst überholt sind, weil sich die Technologien so rasant weiterentwickeln, aber auch ganz bewusste Falschmeldungen, um Menschen zu verunsichern.
Einen wichtigen Faktor zeigt das Kübler-Ross-Modell aber nicht. Auch unter allen Bemühungen, möglichst viele Menschen mit ehrlicher und transparenter Kommunikation mitzunehmen auf dem Pfade der Veränderungen, so wird es immer diejenigen geben, welche jede Art der Veränderung ablehnen. Um das besser zu veranschaulichen, gibt es das Haus der Veränderungen.
Ähnlich wie beim zuvor gesehen Modell, ist man in der Komfortzone, wird dann mit der Veränderung konfrontiert, was meist zu einer Ablehnung führt. Je mehr man sich um die Veränderung informiert, desto mehr steigt zuerst die Verwirrung. Finde ich das nun gut oder nicht? Später folgt die Akzeptanz und man geht wieder über in die Komfortzone. Bis zur nächsten Veränderung. Denn eines ist sicher! Nach der Veränderung ist vor der Veränderung.
Und was es jetzt eben in diesem Haus gibt, es gibt den Keller der ewigen Verweigerer. An diese Personen kommt man kaum mehr heran. Hier gilt es, abzuwägen, wie viel Zeit und Energie man in diese Gruppe stecken will. Das muss natürlich vorsichtig geprüft werden, je nachdem, um was für eine Art der Veränderung es sich handelt und wie gross diese Gruppe ist. Grundsätzlich würde ich es nicht unversucht lassen, aber immer Blick auf die Zeit, Energie und Resultat.
"Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert."
Albert Einstein
Mit dem Wissen, dass es diese Phasen während einer Veränderung gibt, gepaart mit den Informationen, die ich habe, wohin die Reise in Bezug auf Energie, Gebäudetechnik und Mobilität geht, gehe ich ganz beruhigt mit den Schlagzeilen in den Medien um. Immer wenn wieder jemand aus der Politik, oder eine Prominente-Person, die «früher-war-alles-besser-Zeit» zurückwünscht, dann weiss ich, dass wir auf dem Pfad der Veränderung vorwärtskommen, und schon bald die Phase der Exploration eintritt.
Wie geht es dir mit all den Veränderungen in unser aller Leben? Siehst du dem gelassen entgegen und nimmst du es als Chance wahr, oder kämpfst du um den Status quo? Hast Respekt vor den kommenden Herausforderungen?